Von Naarden nach Sleeuwijk (Gorinchem)

2.Juni 2011 Auf diesem Törn fahren Rahel und Lucas erstmals alleine. Nachdem wir am Vorabend auf Grund von Problemen der Deutschen Bahn sehr spät mit dem letzten Zug nach Naarden-Bussum und schliesslich mit dem Bus zum Jachthaven Naarden gelangen, schlafen wir erst mal aus. Wir bunkern frisches Wasser und kaufen im Laden des Yachthafens ein und vergessen auch nicht die zurückgelassenen Schlüssel und die Post beim Hafenmeister abzuholen. Um ein Uhr geht’s los und wir fahren mit Volldampf aufs Ijsselmeer raus, um zu checken ob das Getriebe nun wieder dicht ist. Kein Wellengang, Sonnenschein und 23 Grad versprechen einen herrlichen Tag. Wir fahren raus bis zur Tonne, welche die Einfahrt in die Fahrrinne nach Muiden anzeigt, direkt dem Ufer entlang ist es

Schloss bei Muiden

nur für Boote mit 1,2m Tiefgang möglich. In Muiden kommen wir an der imposanten Burg vorbei und schleusen in die Vecht. Schon am ersten Tag hält die Vecht was versprochen wurde: Sehr idyllische Momente durch charmante Städtchen, Muiden und Weesp und dann die vielen, minutiös gepflegten Gärten und Gärtchen. Abends legen wir am 24 Stunden Ligplats De Nees bei Nederhorst an. Tagsüber nervt der Elektrolux Kühlschrank, der im Gasbetrieb immer wieder abstellt, dabei ist er doch Anfang April revidiert worden – naja, ist sowieso zu klein und frisst jede Menge Strom im 220V Betrieb. Wir werden eine andere Lösung suchen. Der Ölstandscheck am Paragongetriebe erleichtert mich sehr – kein Ölverlust mehr.  Sehr empfehlenswert ist der ausgedehnte Spaziergang von De Nees nach Nederhorst. Wir wanderten nach Overmeer, dann entlang dem wunderschönen Seengebiet Blikpolder nach Ankeveense und schliesslich nach Nederhorst den Berg – wobei von einer landschaftlichen Erhöhung weit und breit nix in Sicht ist. Auf dem Marktplatz speisten wir vorzüglich in der Brasserie Spiegelhuis. Der Marsch in der Nacht zurück nach De Nees war nötig, den die Portionen waren sehr grosszügig. Der Liegeplatz war herrlich, allerdings empfiehlt sich Ohropax, weil tausende Wassergänse um 05:30 in der Früh mit einem lauten Geschnatter loslegen.

An der Vecht

3. Juni 2011. Wir fahren weiter südlich auf der Vecht. Die Gegend  bei Loenen und Breukelen wird immer reicher, die Häuschen weichen klassizistischen Villen und Herrenhäuser mit grossen Parks, sehr vornehm. Da haben sich die Reichen von früher Lustschlösschen an die Vecht gestellt. Morgens geht es flott durch die vielen Ziehbrücken, der Bootsverkehr ist noch gering. Wir rasten vor Maarsen und unternehmen eine Velofahrt nach Maarsen und fahren bis zur Oppenbrugsluis, die in den Amsterdam Rhein Kanal führt. Wir wollen rekogniszieren, weil wir gehört haben, dass dies eine sehr heikle Einfahrt in den viel befahrenen Berufsschiffahrtskanal sei. Sieht aber nicht so schlimm aus mit der Strömung. Leider sind wir mit 3,3m Höhe 10 Zentimeter zu hoch, um weiter auf der Vecht zu bleiben und durch pitoresken Tunnels und Brücken der Altstadt von Utrecht zu fahren. Nachmittags dampfen wir dann selbstbewusst auf den grossen Kanal, aber mit der maximalen Rumpfgeschwindigkeit von 14 km/h können wir mit den Grossen nicht mithalten. Der Wellengang ist ziemlich mühsam im Kanal, der durch senkrechte Spuntwände begrenzt ist. Die Wellen kommen aus allen Richtungen und wir sind froh bald an der Abzweigung zur Merwede zu sein. In Vreeswijk (Nieuwegein) machen wir an einem rostigen Leichter fest und legen eine 2-stündige Pause ein, weil die Koniginnensluis vorübergehend geschlossen ist. Um halb sieben geht die Fahrt weiter, wir kreuzen die Lek und gelangen in den südlichen Teil des Merwedekanals. Gleich nach der Schleuse zum Kanal stecken wir in Vianen urplötzlich in eine grossen Schiffschaos. Es ist ein grosses Treffen antiker

in Vianen

(oder einfach alter) Schlepper ist im Gange. Eigentlich wäre kein Durchkommen, aber vor uns ist glücklicherweise ein grosser neuerer Schlepper, der unbedingt durch will. Wir setzen uns direkt hinter ihn und manövrieren im stop-and-go durch den von über 100 Schleppern verstopften Kanal. Anschliessend lacht die Sonne in herrlich sommerlichem Abendlicht und wir fahren noch bis Meerkerk, wo wir den letzten Liegeplatz im Dorf ergattern. Wir sind froh, denn im Merwedekanal ist das „wild“ übernachten, d.h. irgenwo anlegen und das Schiff mit grossen Häringen festmachen, verboten.

4. Juni 2011. In der Bilge ist Wasser und Öl. Das Wasser kommt von der Wellenlagerbilge, die übergelaufen war. Ich werde also in Zukunft alle 3 Stunden die Fettpresse anziehen anstatt nur einmal pro Tag. Es muss wohl mal eine neue Wellenpackung eingesetzt werden. Der halbe Liter Öl ist beunruhigender, denn er stammt weder vom Motor noch vom Getriebe. Das Rätsel löst sich rasch beim Wendemanöver nach dem Ablegen, von wegen hakeligem Spiel im Steuerrad der Flybridge. Da fehlt das Hydrauliköl, welches ich vorher in der Bilge eingesammelt habe ;-(  So fülle ich mal einen halben Liter nach und solange es nicht ein riesen Leck gibt, fahren wir weiter, denn es ist unser letzter Tag.

Gorinchem

Morgen reisen wir zurück in die Schweiz. Abends tuckern wir durch den Stadthafen in Gorinchem, machen einen Rundgang durch die hübsche Altstadt und fahren dann weiter über die Waal in den Jachthaven Sleeuwijk. In Gorinchem wollten sie uns in keinem der drei Yachthäfen beherbergen, die nehmen entweder Gäste oder Dauermieter und weil wir 6 Wochen bleiben wollen, sind wir weder Fisch noch Vogel.

Die Fahrtzeit von Naarden nach Sleeuwijk betrug 12 ¾ Stunden.