Von Heeg, Friesland bis Naarden

9.4.2011 Alle Renovationsarbeiten sind abgeschlossen und die Jungfernfahrt ist fällig – Eigner Lucas lädt alle Handwerker zu einer Bierfahrt Heeg-Woudsend-Heeg ein. Egon, Ernst, Kaes und zwei weitere Mitarbeiter vom FJC kommen mit auf die 8 km lange Rundfahrt. Bei kühlen 15 Grad aber strahlendem Sonnenschein fahren wir zuerst ins Heegermeer, aber schon im Kanal nach Woudsend unterbricht die laute Warnhupe die Fahrt. Ernst, der Chefmechaniker, analysiert haarscharf: Motor warm gelaufen –  zu wenig Kühlfüssigkeit im Kielkoolingtank; er hatte ja Tage zuvor den Einfüllstutzen wie wild gesucht, aber im Motorraum nicht gefunden und hat dann aufgefüllt, indem er den Verbindungsschlauch zwischen Expansionsgefäss und Motor demontierte und dort auffüllte – ausser ziemlich viel Kühlflüssigkeit in der Bilge hat das aber nicht viel gebracht. Stolz, dass er’s weiss, gibt der Käpten Order zwei Pfannen voll Wasser in den Einfüllstutzen zu giessen, der eben aussen im Deck eingelassen ist ;-). Sofort erstirbt der Alarm und die Fahrt geht weiter. Alle freuen sich – Egon der Verkäufer, dass die leidvolle und teure „Vor Ons“ Renovation vorüber ist und damit den hartnäckigsten Käufer und Reklamierer bald vom Hals hat – und Lucas, dass sein erstes Boot nun endlich fahrbereit ist.

22.4.2011 Sommerwärme bei 25 Grad und prächtigem Wetter! Die Crew, Rahel, David, Rebecca und Lucas machen klar Schiff, schleppen Vorräte aus dem Coop Heeg an, dann mal ein erstes Manöver 150 m rückwärts zur Tankstelle um 350 Liter Diesel zu bunkern, wobei der Tank nicht voll wird, dafür derjenige der Tankstelle leer… Tags darauf schliesst David unser Bordelektriker noch den neuen Raymarine Dieptemeter und das Lowrance 250 Marifoon an; Lucas und Rahel shoppen im hübschen Sneek (mein Lieblingsladen für Schleusenschiffer: Skipperland, Geeuwkade 3), Rebecca liest zwei Romanzen und bräunt sich, und abends gibts nochmal die gleiche Rundfahrt wie am 9.4., wobei alle Systeme nochmals vor der Abfahrt gen Süden geprüft werden. Abends serviert die Kombüsenchefin Rahel auf der Flybridge ein leckeres Spargelessen.

24.4.2011 Wir bunkern nochmals 80 Liter Diesel – jetzt ist er voll der Tank. Die Fahrt geht los bei sonnigen 23 Grad. David übernimmt heute das Steuer, Rebecca navigiert uns sicher die Strecke von Heeg über Woudsend, Slotermeer, Sloten, Brandemeer, Tjeukermeer, Echterenburg, Ossenzijl durch das Naturschutzgebiete Weeribben (Moorwald) bis Kalenberg. Die Strecke ist sehr romantisch, wunderschön – Friesland zeigt sich von seinen schönsten Seiten, Johanna tuckert ohne Panne, ohne Schramme. Wir legen nach 6 Stunden Fahrt an einem 24 Stunden Ligplatz südlich Kalenberg an.

25.3.2011 Nach einer sehr ruhigen Nacht geht die Fahrt weiter durch idyllische Landschaften, wobei sich weite Felder, Moorwald und pitoreske Dörfchen aneinander reihen. Stationen sind Scheerwolde, Muggenbeet, die Beulaker Wijde bis wir Zwartsluis erreichen. Wir legen im Jachthaven De Kranerweerd an. David führt sein erstes schwieriges Anlegemanöver aus: Längs parken zwischen zwei Booten in eine Lücke, die wenig grösser ist als Johanna. David schaft das ohne Schaden, aber der Captain muss doch mal sehr energisch darauf dringen, das Boot vollständig aufzustoppen. Unser abendlicher Landgang führt ins Restaurant  het Oude Gemeentehuis im alten Zentrum – sehr lecker – empfehlenswert

26.4.2011 Bei Sonnenschein und 21 Grad dampfen wir übers Zwartemeer bei heftigem Gegenwind, sodass die Maschine erstmals unter Volllast läuft (1700 U/Min). Dabei läuft aus der Überdruckventilschraube am Paragon-Gebtriebe tröpfchenweise Hydrauliköl aus. Am späten Nachmittag fahren wir in Elburg am Drontemeer ein. Das Städtchen ist hübsch, aber die Liegeplätze im Zentrum sind an einer verkehrsreichen Strasse, so dass wir bei steifer Nord-Westbrise bis zum Jachthaven Riviera Beach bei Biddinghuizen weiter fahren. Dort gibt es einigermassen windgeschützte Liegeplätze am südlichen Ende des Hafenbeckens, wo es abgesehen vom Konzert der Wanten und Seile der benachbarten Segelyachten ruhig ist.

27.4.2011 Das Thermometer sinkt auf 14 Grad, der Nordwestwind bringt erstmals Seegang auf der Strecke westwärts übers Veluwemeer, vorbei an Harderwijk, über Nijkerkernauw und Spakenburg, Almere, ins Gooimeer. Der Gegenwind geht zum Schluss so heftig, dass wir das Bimini auf der Flybridge reinnehmen müssen und auf Grund der Gischt den Fahrstand drinnen in der Wärme benutzen. Wohlbehalten gelangen wir nach 6,5 Stunden Fahrt im Jachthaven Naarden ein, wobei das rückwärts Einparken bei starkem Seitenwind vom Captain mehrere Anläufe und viel Kaltblütigkeit verlangt.

Der Törn mass 155 km, die gesamte Fahrtzeit betrug 24,5 Stunden.Und wir haben jede Stunde sehr genossen! Am 29.4. bunkerten wir 102 L Diesel; pro Stunde lag der Verbrauch also bei 4,2 L/h.