Von Gorinchem nach Maastricht

 

JH Sleeuwijk, ein Verkaufshaven für teure Motoryachten

18. bis 20. Juli 2011 im Jachthaven Sleeuwijk gegenüber dem Städtchen Gorinchem: Zu Beginn unserer Törns nach Maastrichts erledigen David und der Käpten einige Wartungsarbeiten. Die Frauen, Rahel und Rebecca kommen erst ein Tag später per Zug nach und gehen dann erstmal auf ausgedehnte Shoppingtouren nach Gorinchem. Da gibt’s ein praktisches Wassertaxi auf der Waal, so geht’s von Sleeuwijk nach Gorinchem und zurück in 10 Minuten für 5 Euro, das ist angenehmer als der Weg per Fahrrad und Autobahnbrücke.
David ersetzt den Luftfilter des Motors und die Trinkwasserpumpe, welche schon zu Beginn undicht war. Die neue zahlte deshalb auch Egon von FJC (Friesche Jacht Centrale, ein Verkaufshafen bei Heeg in Friesland, wo wir Johanna im August 2010 gekauft haben). Ich ziehe die neuen Hydraulikleitungen im Schapp der Flybridge an und hoffe, damit sei der Hydraulikölverlust, den wir am 4. Juni auf der Fahrt hierher festgestellt hatten, behoben ist. Wir haben einen neuen Kühlschrank in Gorinchem gekauft und in der Dinette eingebaut. Einen Kühlschrank 220V A+ für den Haushalt – der verbraucht wesentlich weniger als unser Elektrolux Gas/12V/220V, der nicht richtig funktioniert und eh viel zu klein war und kostete nur 150 Euro statt der 1000 für einen neuen Bootskühlschrank. Bei den Micro Night&Day Solar Lüftern gibt’s neue Akkus. Die Originalen haben nicht lange gehalten (9 Monate…) insgesamt bin ich mit der Investition in die 5 Lüfter nicht zufrieden, weil die Dinger nicht zuverlässig funktionieren. Der Austausch von zwei defekten Lüftern beim Händler Technautic B.V. war extrem schwierig, nach X Emails und Telefonaten hat dann ein eingeschriebener Brief an den CEO von Technautic Abhilfe, d.h. Ersatzlieferung, geschafft. Egon habe ich wieder angerufen wegen dem Ersatz für die Dieselleitungen für Zylinder 2 und 3. Mühsam, aber er hat sie immer noch nicht, wieder mal eine neue Ausrede. So fahren wir halt mit den alten weiter und hoffen, sie halten durch (es gibt da zwei Scheuerstellen, weil die Leitungen einander über lange Zeit touchiert hatten). Wir tankten voll und stellten fest, dass wir auf der Fahrt von Naarden bis Gorinchem/Sleeuwijk nur 3,8 Liter Diesel pro Stunde verbrauchten.

Wilde Pferde in der auenlandschaft beim JH Sleeuwijk

Der Jachthaven Sleeuwijk verkauft sehr schöne und teure Yachten. Ganz im Gegensatz zum FJC, wo Johanna eines der teuersten Schiffe war, wäre sie hier die günstigste. Wir wurden auch, als wir uns telefonisch anmeldeten gefragt, ob unser Schiff in gutem Zustand sei. Rostlauben dürfen hier nicht an den Gästelieger. Immerhin haben wir den Rumpf ja 2010 neu streichen lassen und die Aufbauten sind noch in gutem Zustand – und wer schaut denn schon auf unser abgewetztes, rostfleckiges Deck ;-). Die Umgebung hier ist traumhaft, wilde Pferde und Rindviecher weiden in der grossen Auenlandschaft, der Rundweg, der gleich hinter dem Parkplatz, anfängt lädt ein zum ausgedehnten Spaziergang ein – sehr empfehlenswert.

21. Juli 2011, 10:35 Uhr: Bei wolkigem Wetter und nicht gerade sommerlichen Temperaturen von 19 Grad legen wir in Sleeuwijk ab und fahren auf- und westwärts auf der Waal. Ein breiter träger Fluss an deren Ufer die Kühe im Wasser stehen und trinken. Es hat einiges an Berufsschiffern, aber bei der Breite des Flusses sind wir kein Hindernis. Nach 2km biegen wir nach rechts ab und nehmen die Afgedamde Maas. Vor der Wilhelmina Sluis müssen wir wegen eines Sondertransports eine Stunde warten. Plötzlich scheint die Sonne und es wird heiss. Nach der Schleuse heisst der Fluss Andelse Maas und die Gegend ist sehr pittoresk. Um 13:15 machen wir Zwischenhalt in Heusden. Der alte Stadthafen wäre interessant, aber das Wasser ist nicht tief genug für uns. Wir legen aussen im Passantenhaven an und erklettern den Wall und die alten Stadtmauern.

Heusden, der Hafen vor der Altstadt

Heusden ist ein vollständig rekonstruiertes altes holländisches Städtchen – es wurde im 2. Weltkrieg zerstört. Sehr heimelige Strassen, Plätze und Gassen mit allerlei kleinen Läden und Restaurants rund um den Hafen. So schnell wie die Sonne kam, so rasch machte sie sich wieder davon und es beginnt zu regnen, sodass wir rasch zurück auf die Johanna rennen. Um 14:45 legen wir los und fahren nun westwärts auf der Bergse Maas. Um 15:30 passieren wir ein neues, sehr modernes, riesiges Wohnquartier, das am Rande von s’Hertogenbosch liegt, Leider regnet es nun dauernd. In der Prinses Maxima Sluis km 201 streikt der Anlasser als wir raus fahren wollen. Unsere erste Panne mit Johanna. Wir ziehen Johanna von Hand aus der Schleuse und machen oberhalb am Wartelieger an. Um mal zu überlegen, was jetzt zu tun sei, machen wir einen kurzen Hundespaziergang mit Tamira. 10 Minuten später funktioniert der Anlasser wieder, wie wenn nichts gewesen wäre – mysteriös. Um 18:30 legen wir dann für die Nacht im Jachthaven de Goude Ham bei Maasbommel an. Vorsichtshalber suche ich mir im Internet ein paar Telefonnummern von Pannenhilfen für Schleusenschiffer an (Eigenboot Service Hulp 0618798726; Hedel 0622460495; Beers 0613436199).

22. Juli 2011, 09:30 Nachdem der Starter tadellos tut, legen wir in Maasbommel bei wechselhaftem Wetter und 20 Grad ab. Wir tuckern bei einigermassen schönem Wetter gemütlich die Mass rauf, als uns um 12 Uhr die Waterpolitie vor Cuijk aufstoppt. Die Maas sei gesperrt wegen einer temporären Pontonbrücke des Militärs. Wir sehen Tausende von Menschen, die über diese Pontons laufen, davor ein ziemlicher Auflauf von Booten. Die Waterpolitie rät uns zurückzufahren nach Mook, dem nächsten Hafen, da die Sperrung bis 15 Uhr dauere. Wir legen die kurze Strecke nach Mook rasch zurück und legen im vollen

Moo,k ein kleiner, hübscher Hafen an der Maas südlich von Nijmegen

Hafen in zweiter Reihe neben einer britischen Tjalk an. Im Dorf herrscht Festatmossphäre – verschiedene Orchester befeuern die auch hier durchlaufenden Menschen an. Die Kette der Läufer, die Flaggen aller Länder mittragen, scheint nie abzureissen. Wir erfahren, dass es sich um den grössten Dauerlauf des Planets handelt, den jährlich stattfindenden viertägigen Walk oft the World mit 40‘000 Teilnehmer aus der ganzen Welt. Der Jubel und Trubel wird uns aber bald zu laut und wir machen Siesta auf der Johanna. Um 15 Uhr legen wir ab, aber vor Cuijk herrscht Hochbetrieb auf dem Wasser. Die Waterpolitie versucht fleissig den stehenden und treibenden Verkehr auf der Maas zu regeln, während nochmals 20 Minuten vergehen, bis die Pontons weggeräumt werden. Um fünf passieren wir die Schleuse Sambek und kommen endlich bei Sonnenschein in t’Leuken an und schauen uns auf dem Leukermeer nach einem Liegeplatz um. Dieser See ist zwar reizend, aber alle Liegeplätze sind mit Bug und Leine zum Land (befestigt an einem Baum, Strauch oder Häring und dem zweiten Anker hinten raus. Uns fehlt da ein Beiboot und so genächtigt haben wir noch nie. Angesichts des Winds von 20km/h erscheint uns das nicht sehr empfehlenswert. Ankern mitten im See ginge zwar (wer macht die Ankerwache…?), aber ohne Beiboot müsste Tamira und ich für ihr Geschäft schwimmend an Land, aber dann auch wieder patschnass aufs Schiff zurück. So legen wir am Passantenlieger des Jachthavens t’Leuken an. Hier ist es sehr schön mit Blick auf den See und der Wind stört uns hier nicht.

WV t'Leuken am Leukermeer

23.7.2011 Der Captain holt auf dem morgendlichen Hundespaziergang rund um den See frische Brötchen im nahegelegenen Campingplatz und dann wird ausgiebig gefrühstückt. So legen wir erst um 11:30 ab. Mittagspause halten wir im W.V. Poseidon, welcher mitten in der grossartigen Landschaft der Limburgschen Maas vor dem Ort Kessel liegt (km 97). Anschliessend geht die Fahrt nach Roermond. Hier gibt’s zwar zwei Yachthäfen in der Stadt, die sind aber platschvoll. So fahren wir weiter zum RZV Jachthaven Maas en Roer im Zuidplas (Plas Hatenboer), das ist hübsch und ruhig gelegen, liegt aber 1,5km ausserhalb der Stadt. Wir essen deshalb im gemütlichen Restaurant des Yachthafens. Nachts windet es heftig. Rahel und mich hält das Gebimmel der Wanten der Segelboote lange wach. Mitten in der Nacht schüttet es heftig, Rebecca in der Bugkabine schläft aber so tief, dass sie nicht merkt, dass der Regen nur so durch die offene Decksluke prasselt. Rahel schliesst das Luk, so dass eine Überschwemmung in Rebeccas Bett verhindert wird.

24.7.2011 Um 09:30 legen wir ab, es regnet in Strömen und ist nur 13 Grad warm – WO BLEIBT der SOMMER? So dampfen wir bei unablässig laufenden Scheibenwischern den schnurgeraden, 36km langen Juliana-Kanal rauf, ohne anzulegen und lassen die riesigen Schleusen, die wir alleine passieren, alle hinter uns. Um 15 Uhr legen wir an der Stadtmole in Masstricht an und begeben uns auf einen ausgedehnten Stadtrundgang und ein Zvieri. Immerhin regnets es nicht mehr. Als wir um 17:15 weiterfahren wollen, streikt der Anlasser wieder, aber beim vierten 4. Versuch klappts dann doch. Wir tuckern durch die Stadt bis zu unserem Ziel, dem Jachthaven Pietersplas. Hier werden wir Johanna für eine Woche allein lassen, denn ein Familienfest – 50 Jahre Rehhag mit 1. Augustfeier ruft uns zurück in die Schweiz. Mittlerweile lassen wir den Anlasser vom Jachtservice Guido Willems 065 238 08 69 ausbauen, revidieren und wieder einbauen. Am 2.8. meldet uns Guido, dass der Starter wieder eingebaut sei und tadellos laufe. Im Übrigen bestätigt er, dass die Lichtmaschine nicht nur die Starter-, sondern auch die Haushaltbatterien auflädt.

Von Maastricht nach Kembs (bei Basel)

Einfahrt Lüttich

Einfahrt Lüttich

4. August 2011 Gestern sind Rahel und Lucas per Zug von Basel nach Maastricht gereist. Das dauerte 6,5 Stunden und wir erreichten um 22 Uhr den Jachthaven Pietersplas. Wir erwachen zum wolkenlosen Himmel, das ist rar diesen Sommer. Wir legen  um 11:20 ab und sind schon um 14 Uhr in Liège, wo wir festmachen, um einen Stadrundgang zu machen. In eineinhalb Stunden entdecken wir nichts, was man unbedingt gesehen haben muss… Aber womöglich tun wir Lüttich Unrecht. Wir fahren weiter bis nach Huy wo wir im Yachthaven De Corphalie übernachten. Abends regnet es, wir liegen bei bester Aussicht auf ein 3-faches AKW in einem schitteren Häfeli – Wetter und Umgebung sind so richtig garstig.      68,75h

YH La Corphalie 5. August 2011 Nach einer unruhigen Nacht – wir liegen zu nah an der Hafenausfahrt und wir werden vom nächtlichen Berufsverkehr etwas verschaukelt – pumpe ich 1/3 des Hecktanks leer, weil wir zu Hecklastig sind. Zur Lagerung ist ein voller Hecktank ideal, weil alles Wasser an Deck dann gut abläuft, so werden Pfützen auf Flybridge und Seitengängen verhindert. Der Nicro Solar Night&Day im WC dreht nicht mehr – obwohl die Sonne wieder scheint und der defekte Akku raus ist. Ich ersetze ihn mit dem geflickten (ex Bugkabine, wo jetzt ein elektrischer ist). Kaum habe ich den moniert, fängt der eben ausgebaute wieder an zu laufen – es ist wie verhext. Und jetzt reisst noch die Lukenbefestigung im Bug ab. Aber nicht nur der Gummizapfen ist alterschwach, die ganze Luke ist brüchig! Da muss bald eine neue rein. Die garstige Umgebung vor Huy hat auch einen Vorteil, ein Mr. Bricolage ist keine 200m weit weg, wo ich Material zum temporären Flicken der Luke kaufe. Um  1:15 geht’s dann los, der Starter tut aber nur beim 2. Versuch. Ich telefoniere Guido Willems, der den Starter revidieren liess. Er meint evtl. könnte das vorgelagerte Relais defekt sein. Ich soll, wenn es gar nicht mehr geht, das Relais kurzschliessen (Draht vom Zündschloss herkommend mit Draht vom Relais zum Starter verbinden).

Stahlwerk, es russt!

Die Strecke bis Namur ist geprägt von Kohle- und Stahlindustrie – da hat auch die Berufsschiffahrt viel zu tun. Um 15:45 legen wir im Port d’Amee in Jambes, gleich gegenüber von Namur an. Ab hier sind wir die belgische Industriezone los und es wird wieder hübsch. Schon das Städtchen Namur ist eine Reise wert, hier unbedingt die Ramparts (Festung über der Stadt) besteigen. Von dort hat man einen schönen Blick auf die Täler der Meuse und der Sambre mit den Städten Namur und Jambes mit den umliegenden Hügeln. Unten in der Altstadt von Namur haben wir in einem kleinen gemütlichen Restaurant „La

Namur von der Festung aus

Mère Gourmande“ 13, rue du Président 081 22 72 08 gegessen.   73,25h

6. August 2011 Um elf Uhr verlassen Jambes und bald wird es noch hügeliger als zuvor – wir tuckern durch malerische Landschaften und Örtchen – Dinant ist das touristischste – aber wir belassen es bei der Ansicht von Fluss aus. Das Tal ist hier schon recht eng, die Berge der Ardennen werden sicht- und spürbar. Bei wechselhaftem Wetter, aber immerhin meistens trocken, begleiten sie uns auf der ganzen schönen Fahrt bis Givet (Frankreich) wo wir um sieben anlegen. An der kurz davor gelegenen

Dinant

Grenze kaufen wir eine VNF Vignette für 16 Tage (95 Euro). Wir liegen in Givet im Dorf gleich beim grossen Turm, denn der Yachthafen gegenüber ist voll.   80,25h

7.8.2011 Wir werden von der Sonne geweckt, aber es wird heute nur 14 Grad warm und es bläst ein kräftiger Wind aus Süden. Aber erstmal wird französisch, d.h. mit frischen Croissants gefrühstückt. Wir fahren um 10 Uhr los, dann folgt bald die erste schmale Schleuse und ein Tunnel, der nur 3,5 Meter hoch sein soll. Das ist wohl an der Seite gemessen, denn ich kann aufrecht sitzend auf der Flybridge fahren, nur die um meinen Kopf fliegenden Fledermäuse machen die Fahrt etwas gfürchig. Danach geht’s wieder auf die breite Meuse. Die Landschaft hier ist wunderschön, mit einem breiteren Tal als gestern. Der Fluss mäandert gemächlich durch

In den Ardennen

bewaldete Berge, grüne Felder, wo nach ein paar Kurven immer wieder ein malerisches Dörfchen oder ein Weiler auftaucht. Wir machen einen Mittagsspaziergang im Dorf Funey und essen was Kleines. Nachmittags ein Malheur mit dem Mast: In Schleuse 47 stelle ich den Mast auf, denn es steht uns eine Zeit lang kein Tunnel oder Brücke mehr bevor. Und das lange Ding ist abgelegt immer im Weg. Aber oh weh, am Ausgang der Schleuse geht ein Bügel darüber mit den Hydraulikleitungen. Gottseidank ist der Bügel stärker als unsere Mastbefestigung… diese reisst teilweise beim Kontakt von Mast und Bügel mit einem lauten Knall und der Mast hängt in 45 Grad Stellung in der Landschaft. Naja, das Ding wollte ich eigentlich längst demontieren, denn in Frankreich ist das völlig sinnlos. Um 18:30 geht es dann vor der Schleuse 46 in der Nähe von Deville nicht mehr weiter. Wir bemerken zu spät, dass es Sonntag ist und somit die VNF Leute um 18 Uhr Feierabend gemacht haben. Ein vernünftiger Liegeplatz gibt’s hier keinen, also improvisieren wir: Mit Bootshaken, einer Dachlatte und der Gangway als Distanzhalter vom flachen steinigen Bord machen wir an eigenen Häringen und dem zweiten Anker an Land fest. Nachts regnets heftig, der Wasserspeigel steigt um 5 cm, aber Häringe, Anker und Distanzhalter  bleiben standhaft und wir schlafen fast ruhig…     87,5h

8. August 2011 Von gestern habe ich wieder sechs Liter aus der Wellenbilge geschöpft, obwohl ich alle zwei Stunden die Fettpresse angezogen habe. Da ist wohl die Wellenpackung wirklich dahin. Aber wie wechselt man sowas?  Die Fettpresse versuche ich zu öffnen, weil sie bald leer ist, aber das Vakuum ist zu stark und wenn ich dran reisse, könnte das Gewinde beschädigt werden – die Probleme eines Anfängers, denke ich…     Um 13 Uhr legen wir in Charleville-Méziers am Ponton des Camping Mont Olymp an.

Zwischen Givet und Charleville

Ich lauf in die Stadt und finde in einem uralten Elektroladen einen Druckknopf-Schalter. Den baue ich jetzt als Notstartknopf in einer zusätzlichen Elektroleitung ein, die das oben genannte Relais umgeht. Funktioniert tadellos, bin ganz stolz auf meine Elektrikerfähigkeiten (ist nicht weit her damit…).   91,35h

9. August 2011 Nach zehn Uhr fahren wir in Charleville ab. Wir wollen nach Pont-à-Bar am Anfang des Canal des Ardennes, denn dort ist eine kleine Schiffswerft. In Pont-à-Bar (Gemeinde Dom-le-Mesnil) angekommen, erklären wir Cédric von Pont-à-Bar Services, was zu tun ist: Mast entfernen und Toplicht an der Fly befestigen, Wellenlagerpackung ersetzen, Fettpresse füllen, eine neue Vetus-Luke montieren auf dem Vorderdeck und den von Anfang an defekten Motorstundenzähler ersetzen. Er prüft auch noch den Temperaturalarm am Auspufftopf – der funktioniert. Dann reisen wir mit Taxi und Zug zurück in die Schweiz.    94,35h

16. September 2011 nur eine Wochenendfahrt: Wir sind mit dem Auto nach Pont-à-Bar gefahren, bezahlen Cédric 2000 Euro (inkl 450 für Diesel) und legen um 13:30 Uhr los.  Um 14:30 stellte ich fest, dass die Instrumente (Tank, Öldruck, Motortemperatur) ausgefallen sind. Ich rufe Cédric an, der sich das auch nicht erklären kann. Wir fahren an Sedan vorbei bis zur Pont de Petit Remilly (km 116,5) wo wir mitten in der Natur um 17 Uhr anlegen und sogar einen herrlichen Sonnuntergang erleben. Horateur 3,5 h; 97,85h

Morgennebel verflüchtigt sich

17.9.2011 Wir fahren  um 10 Uhr ab von Petit Remilly und haben eine ruhige Fahrt ohne jeglichen Verkehr durch das wunderschöne Meusetal. Besonders schön ist es im Fluss, der immer wieder durch kurze Abschnitte Kanal und Schleusen unterbrochen wird. Mittags machen wir einen Rundgang durch Stenay. Von der alten Glorie sind nur noch die Arkaden geblieben, sonst ist es eher trist, aber die Sonne scheint auch nicht. Der Kanal, resp. Fluss führt von Stenay bis Dun-sur-Meuse meist neben der Landstrasse. Da hat es aber nicht viel Verkehr und die grossartige Sicht auf das breite, weite Tal kompensiert den gelegentlichen Lärm vorbeifahrender Lastwagen. Wir legen am öffentlichen Passantenlieger in Dun-sur Meuse an, ketten Johanna daran an, denn wir müssen wieder zurück in die Schweiz. Uns bringt ein Taxi zurück nach Pont-a-Bar wo unser Auto wartet. Horateur 9,0h; 103,0h

Meusetal bei Dun-sur-Meuse

1. Oktober 2011 Abfahrt in Dun-sur-Meuse um 1045 Uhr mit E & E als neuer Crew bis Nancy.  Wir kaufen viel Proviant ein, weil es wenig Einkaufsgelegenheiten unterwegs geben wird und sind froh für die frischen Sachen zwei Kühlschränke zu haben. Ein herrlicher Alterweibersommertag beginnt und es gibt immerhin 23 Grad. Die manuellen Schleusen auf dieser Strecke sind kein Problem, uns begleitet mit dem Auto ein freundlicher Jean der VNF. Wir übernachten bei Schleuse 21 bei Champ, denn Jean der VNF-Mann findet es sei schon um viertel vor fünf Feierabend. Der neue Horateur ist bei 10.0 stehengeblieben!    108,35h

2. Oktober 2011 Wir legen schon um 9 Uhr los, und Jean ist wieder zur Stelle. Um der morgendlichen Kühle den Schneid zu nehmen, setzen wir die Heizung in Gang, welche jedoch bald wieder abstellt – warum? Die Heizung hat zu wenig Druck, ich muss also mal Wasser nachfüllen. Erstmal 3 Liter Antifreeze eingefüllt mit der festinstallierten Handpumpe. Wir rasten in Verdun für einem kurzen Stadtrundgang. Um 15 Uhr stecken wir in der Schleuse Nr 15 in Dieue fest, der Starter funktioniert definitiv nicht (auch nicht mit dem Notknopf). Mit Hilfe von zwei VNF Leuten ziehen wir Johanna aus der Schleuse. Der Starter ist offensichtlich überhitzt, weil scheinbar das Zündschloss defekt ist und dauernd Strom darauf war. Nach einer Stunde funktioniert er wieder mit dem Notknopf, aber sobald die Zündung eingeschaltet wird läuft er dauernd. Ich schliesse auf Kurzschluss im Zündschloss… Ich organisiere den Garagist der lokalen Renaultvertretung für morgen und wir bleiben die Nacht in Dieue.

3. Oktober 2011 Morgens um acht, es ist 8 Grad kalt, werden die Radiatoren nicht warm, obwohl der Brenner und die Umwälzpumpe laufen. Ich schliesse auf ein Airlock. Also alle Radiatoren entlüften und mehr Wasser in das System pumpen damit der Druck steigt. Bei 1,5 bar ist der Luftverschluss vertrieben, es wird überall warm; damit das nicht gleich wieder passiert, fülle ich bis 2,5 bar. Um 10 Uhr kommt der Mechaniker. Wir finden gemeinsam heraus, dass der Horateur Ursache der Panne war. Cedric’s Mitarbeiter hat einen für 12V eingebaut anstatt 24V. Darum ist er zuerst stehengeblieben und ist anschliessend durchgebrannt. Da der Minuspol auch am Zündschloss angeschlossen ist, hatte dann der Starter Dauerstrom schon in der Stellung „Zündung ein“. Das muss nach Schleuse 16 geschehen sein. Da der Starter ab dann dauernd lief war er überhitzt und funktionierte in Schleuse 15 nicht mehr. Wir hängten den Horateur ab (Minuspol) und das Zündschloss funktioniert wieder richtig.

St. Mihiel

Um 12 Uhr geht’s weiter, aber eine 24 Meter Tjalk fährt vor uns mit nur 4km/h. Die VNF Herren weisen uns an, die manuellen Schleusen gemeinsam zu fahren, was sehr eng ist bei 38 Meter Länge der Schleusen. Der Rundgang in St. Mihiel ist nicht sehr ergiebig. Nach einer halben Stunde haben wir weder eine gemütliche Beiz fürs Abendessen gefunden, noch einen sehenswerten Ort angetroffen. Im Internet finden wir im nächsten Dorf Bislée das Restaurant Table au bon Père, das aber 2,5km vom Kanal entfernt ist. Wir legen um 18 Uhr 200m südlich der Brücke von Bislée für die Nacht an und spazieren zum genannten Restaurant. Bei Mondschein finden wir spät nachts den Weg zurück, der Sternenhimmel ist gewaltig, das Restaurant war allerdings nix besondres.

bei Bislée

4. Oktober 2011 Beim Ablegen (Starter funktioniert erst beim 2. Versuch) um halb zehn rumpelt es wegen einem kurzen Grundkontakt. Was war das? Rumpf, Ruder oder Schraube? Das Wetter ist perfekt bei 22 Grad. Mittags rasten wir in Commercy, der Stadtrundgang ist ein voller Erfolg, denn das Chateau und der klassizistische Platz ist sehr sehenswert und der Lunch im Restaurant Fer de Cheval am gleichen Ort war sehr gut. Um halb vier machen wir dann eine Zwangspause in der Schleuse 5 Euville, weil die Schleuse nach der Einfahrt blockiert. Nach ¾ Stunden haben die VNF-Leute das Problem behoben und wir fahren weiter. Es ziehen leider Wolken auf und die Wettervorhersage für morgen ist Regen und Kühle ist angesagt. Der wunderschöne Altweibersommer ist womöglich gelaufen. Wir demontieren deshalb beide Biminis (Heck und Flybridge) und verräumen alles für die Saison unter dem Kapitänsbett. Um viertel vor fünf kommen wir zur Schleuse Nr.4, alle folgendem kommen in 500m Abstand. Die Zeit wird knapp und wegen eines riesigen Kalk/Gipswerks, wo es sehr staubig, hässlich und lärmig ist, wollen wir unbedingt weiter. Trotz einer kurzen Panne der letzten Schleuse – der VNF war rasch zur Stelle – fahren wir um 17:55, 5 Minuten vor Schluss aus der Schleuse 1 in den Marne Rhein Kanal. Wir übernachten im Wald 1 km vor Pagny mitten in der Natur.

Moselle bei Villey-Saint-Etienne

5. Oktober 2011 Wir fahren um viertel vor zehn weiter und kommen um ein Uhr in Toul an. Nach der Mittagspause fahren wir weiter auf dem breiten Fluss Moselle bis Liverdun, wo wir die Nacht in einem sehr lauschigen Halte Fluvial verbringen, der traumhaft in einem Hinterlauf der Moselle gelegen ist. Dieser Liegeplatz ist der schönste seit Dun.

6. Oktober 2011 Ein Spaziergang hinauf in das alte Städtchen ist reizvoll und charmant, aber offensichtlich fehlt es den meisten Hausbesitzern an Geld für den Unterhalt. Wir legen um 11 Uhr los und passieren die niedrigste Brücke vor Schleuse 27 „Jonction“. Unsere Durchfahrtshöhe ist 3 Meter 30. Wegen des hohen Wasserstands war nix mehr mit 3,5 Meter Durchfahrtshöhe. Ich konnte auf der Flybridge nur noch vollkommen in Deckung gehen und ganz ohne Sicht voraus in die Schleuse fahren. Das war ein spannender Moment und die Schleuse mit 10,6 Meter Höhe beindruckend. Wir rasteten um eins  bei Champigneul – Vorstadtarchitektur, also Shoppingcenters und Garagen säumen den Kanal. Wir fahren dann nochmals 1 Stunde 20 Minuten bis ins Zentrum von Nancy, wo wir im Port de Plaisance anlegen. Nachtmittags bei kühl-windigen 15 Grad und teilweise Regen folgt dann der obligate Stadtrundgang. Place Stanislas ist wirklich sehenswert, dem Rest können wir nicht viel abgewinnen. Wir bekommen den Tipp fürs Abendessen ins Restaurant Excelsior beim Bahnhof zu gehen. Das ist erstens sehr schön im Jugendstil, zweitens sehr gut und drittens auch recht teuer, aber es lohnt sich! Dieses Restaurant wiegt auf, dass es auf der ganzen Strecke von Charleville bis Nancy keine kulinarischen Höhenflüge gab. Auch die Einheimischen bestätigten uns, dass diese Gegend in den letzten 10 Jahren alle guten Beizli verloren hat und es nur noch Tiefkühlkost und Fabrikfood in den Restaurants gibt. Da kocht man lieber selber.

7. Oktober 2011 E & E verabschieden sich am Mittag und ich reise per Zug und Taxi nach Dun-sur-Meuse, um das Auto zu holen. Am darauf folgenden Tag mache ich Grosseinkauf für die nächste Etappe, empfange die neue Crew und zeige ihnen nochmals bei Regen die Stadt.

Zwischen Nancy und Lagarde

9. Oktober 2011 Mit Olle, Sarah, Till und Silvan legen wir nach zehn Uhr los. Wir blochen bei wechselndem aber meist trockenem, aber immer kühlem Wetter denn ganzen Tag durch. Zuerst kommt die triste Vorstadt Nancys mit dem HLM (habitation à loyers moderés, schöner französischer Name für grässliche Mietskasernen) dann einiges an Industrie und ab Dombasle dann wieder wunderschöne Natur und viel Abwechslung. Die neue Crew kann es sehr gut, ihre Erfahrung vom Irländischen Törn ist viel wert. Wir kommen um viertel vor sechs in Lagarde an. Das Abendessen in der Hafenbeiz ist recht gut und günstig.

10. Oktober 2011 Wir legen erst um halb zwölf in Lagarde ab und warten dann von 15 bis

Schleuse Réchicourt

16:30 Uhr vor dem Loch der Schleuse Réchicourt. Diese ist auch bei meiner zweiten Durchfahrt mit 16 Metern Höhe ein eindrückliches Erlebnis. Heute ist es wieder bedeckt, windig und kühl. Schade, denn bei schönem Wetter ist das hier eine wunderschöne Gegend, die zum verweilen ermuntert. Wir übernachten dann in Gondrexange. 147,0h

11. Oktober 2011 Um halb zehn legen wir los; es folgen zwei Tunnels, einer davon 2,3km lang. Das verlangt vom Steuermann hohe Konzentration – so lange schnurgeradeaus im engen Tunnel zu schippern.

Tunnel vor Arzviller

Aber wir schaffen dass ohne zu touchieren. Die anschliessende Fahrt auf dem Schifsshebewerk „Plan incliné de Arzviller“ ist wirklich spektakulär und recht rasant. Das nachfolgende Tal der Wach ist eng und auch sehr hübsch, aber leider ist uns das Wetter wie seit Nancy nicht hold. Wir legen um viertel vor sechs im Hafen von Saverne an, auf dem allerletzten Platz! Die Altstadt von Saverne ist eine Reise wert und wir haben in der Taverne Katz sehr gut gespiesen (aber Achtung, ohne Reservation wenig Chance einen Tisch zu bekommen).                   155,25h

12. Oktober 2011 Um halb zwölf legen wir bei bleigrauem Himmel, der uns jedoch trocken lässt, in Saverne ab. Nach anfänglicher Vorstadttristesse wird die Landschaft lieblich;

Foret de Brumath

flache Hügel, weite Felder und schliesslich der grosse Foret de Brumath, wo wir bei PK 298 um 16:30 Uhr auf der rechten Seite für die Nacht festmachen. Ich verlassse den Wald zu Fuss bis PK 299,5, wo die Reseau Ferré de France ein LGV bauen. Ein Kran steht auf einem grossen Floss mitten im Kanal, aber es sieht so aus, als ob wir morgen knapp daran vorbeikommen.                    160,25h

13. Oktober 2011 Wir legen schon um halb neun ab, weil wir heute bis Lahr fahren wollen. Bei Nieselregen, leichtem Wind und 14 Grad – e biz grusig – legen wir um 10:45 wir in Strasbourg bei Kojak zum Tanken an (135L für 213 Euro). Olle und Sarah verlassen uns, um die beiden Autos in Nancy zu holen. Nachmittags hört der Regen auf. Die Rheinschleusen sind ungewohnt riesig. Wir befahren sie ganz alleine und problemlos. Wir

Johanna im YH Lahr (Rhein)

fahren mit den Buben Till und Silvan bis zum Yachthafen Lahr, Ankunft 16:00. Wir werden da sehr freundlich vom Hafenmeister empfangen. Nachdem wir schon so früh angekommen sind, mache ich mich daran zwei Probleme zu beheben: Wellenwasser war gestern 8 Liter. Viel zu viel. Die Schrauben der Wellenpresse sind lose, also kein Wunder. Ich ziehe sie etwas an, da ich aber nicht weisswie stark, entscheide ich mich für ein eher schwächeres Vorgehen. Auch das zweite Problem ist Wasser, aber in der Hauptbilge: Seit einigen Tagen sammle ich täglich 3 Liter ein und die Druckwasserpumpe läuft so zweimal pro Nacht – also irgendwo ein Leck im Druckwassersystem. Es ist auch rasch gefunden. Unter den Schubladen in der Kombüse steht Wasser und tröpfelt durch ein Loch in den Motorraum. Das Kaltwasserraccord an der Spüle – ein Stück normaler, alter Wasserschlauch ist undicht. Als ich die Briden anziehe, ist er vollends hin. Also Suche nach geeignetem Schlauch und anschliessend einiges Gebastel in akward posi. Aber dicht ist wieder. Jetzt muss noch das Schapp wieder trocken werden. Also alle Schallisolation (trieft!) raus und die Schubladen bleiben ab jetzt draussen, damit das ordentlich belüftet ist.                 166,75h

Rhein mit Blick auf Schwarzwald

14. Oktober 2011 Endlich wieder ein strahlender Tag. Olle beschliesst eine Velotour rund um den Mont Saint-Odile von Barr aus zu unternehmen und fährt mit dem Honda da hin und anschliessend nach Kembs. Wir legen um viertel vor elf in Lahr los und fahren bei Rückenwind den Rhein rauf, der etwa mit 5km/h fliesst. In der Schleuse Markoldsheim setze ich  Sara und die beiden Buben ab, wo sie gestern ihr Auto parkiert hatten, denn sie wollen unbedingt ins örtliche Kentucky Fried Chicken zum Lunch. So fahre ich ab Marckolsheim das erste Mal ganz alleine mit Johanna. Bis auf das Anlegemanöver (rückwärts bei ablandigem Seitenwind) geht das problemlos; aber ein anderer Schiffer beobachtet mich (von drinnen – es ist keine Menschenseele zu sehen) und hilft mir, denn der Sprint zwischen Flybridge und Festmacher dauert eine Sekunde zu lang, und schon sind wir wieder abgedriftet. Um 16:45 ist im Yachthafen Fuchs Breisach angelegt.                   172,75h

15. Oktober 2011 Der letzte Tag unserer langen Fahrt: Martin und David sind meine neue Crew. Der Ölstand verlangt nach 1 Liter Nachschub (das erste Mal seit Heeg). Wir legen bei Sonne um 09:45 in Breisach ab. Schon oben an der Schleuse Vogelgrün gibt’s aber dichten Bodennebel. Die Sicht ist nur noch 100m und ich fahre ganz nah am linken Ufer, wo’s sicher keine Grossen hat. Über Funk erfahren wir, dass ausgerechnet in dieser Suppe ein Segelboot Motorschaden hat. Gabriel Florange, der Hafenmeister von Kembs ist vor uns mit seinem Schiff Toccata in Breisach abgefahren und findet die Havarierten und schleppt sie ab. Damit wir mit den beiden Schiffen die Schleuse Fessenheim nehmen können, geben wir Vollgas. In der Schleuse Fessenheim machen wir mit Gabriel Bekanntschaft, denn unser Anlasser streikt wieder einmal. Die Toccata nimmt uns nun auch ins Schlepptau, denn oben an der Schleuse wartet schon wieder ein Grosser. Gabriel bietet uns an, uns bis Kembs abzuschleppen. Kaum haben wir die drei Schiffe miteinander vertäut, läuft unser Anlasser wieder. Aufgrund der Überhitzung am 2.10.12 werde ich diesen also demnächst nochmals revidieren lassen. Der Rest der Fahrt ist wunderbar auf dem breiten Rhein und verläuft ohne Pannen.

Die Einfahrt in den Canal de Huningue ist etwas gfürchig         

Canal de Hunigue, Toccata schleppt einen Segler

eng und mit Strömung, aber wir kommen da problemlos rein. Gabriel hat mir den Platz 18 im Hafen (direkt vor dem Restaurant La Péniche) zuwiesen, nachdem er mich fragte, ob ich gut manövrieren kann. Ich bejahte dies – nach so grosser Fahrt und vielen schwierigen Manövern kann mich nichts erschüttern. Man kann da nicht direkt zwischen den Booten hineinfahren wegen der starken Strömung. Also geht es seitwärts immer mit dem Bug in der Strömung und sägemässig sehr langsam rein. Aufgeregte Schiffer winken ab – da darf ich nicht reinfahren, Johanna sei zu gross. Aber Gabriel hat mir das Okay gegeben und so wird’s gemacht. Bug zwischen zwei kanalaufwärts liegende Schiffe, dann Heck seitwärts nach Backbord, dann mit dem Heck zwischen zwei Schiffe und dann Bug wieder nach Backbord zwischen die nächsten beiden Schiffe usw. Einige rennen mit Fendern bewehrt zum Bug ihres Schiffs, aber die sind nicht nötig. Auch die Leinenangebote lehne ich dankend ab, ich möchte lieber alleine

Der Hafen von Kembs

steuern…Nach ein paar kniffligen Minuten – wir sitzen zwischendrin auf einer Sandbank auf, die wir entsprechenden den Anweisungen von Gabriel sanft aber bestimmt wegspülen – legen wir um 17 Uhr ohne Schande und Schaden an. Immerhin ist mein Ruf im Hafen als passabler Steuermann mit diesem Manöver wohl gesichert.                         187,25h

So ist unsere erste lange Fahrt von Nordfriesland bis ins Elsass zu Ende. Es war ein einmaliges Erlebnis, diese 1177km, diese 210 Schleusen, und die Kanalschifferei hat mich voll im Bann. Nichts ist schöner als die langsam dahinziehende Landschaft im Sonnenwind und trotzdem wird’s mit den verschiedenen fahrerischen und technischen Herausforderungen nie langweilig. Den Anlasser baue ich aus und lasse ihn in Mulhouse bei Zahn Electro Diesel komplett revidieren.

Zwei Extreme: Jeanneau Eau Claire 930, Kuhnle Kormoran 1280

Im Sommer 2010 unternahmen wir zwei Törns mit Mietbooten.

An Pfingsten schipperten wir 4 Tage auf dem Marne-Rhein Kanal mit einer Jeanneau Eau Claire 930 von Lagarde zum Plan d’Arzviller und zurück. Dieser Abschnitt ist landschaftlich wunderbar und sehr abwechlungsreich mit Schleusen, Tunnels und zwei Höhepunkten: Die Schleuse von Réchicourt, fast 16 Meter hoch, der 2,3km lange Tunnel bei Niderviller und der Plan incliné d’Arzviller. Die Eau Claire ist nur 4 Tonnen schwer, sehr einfach zu fahren, wenn auch beim rückwärts Einparken ein Bugstrahler fehlt. Aber das Boot ist so leicht, dass auch Leichtgewichte wie wir den Rest der Anlagemanöver spielend von Hand schaffen.

Ganz anders dann unser zweiwöchiger Törn im Juli in der Gegend der Müritz, Mecklenburg. Wir waren zu viert mit Hund und leisteten uns bei Kuhnle eine Kormoran 1280, den Steinbutt. Dieses Schiff hat riesig viel Platz – drinnen wie draussen. Wir genossen das herrliche heisse Sommerwetter. Das saubere Wasser der Seen ladete zum täglichen Bad, die Sonnenuntergänge auf dem Oberdeck beim gemütlichen Znacht sehr romantisch. Aber das Manövrieren verlangt Einiges, denn die 21 Tonnen liegen voll am Wind, der Motor ist relativ schwach, es es läuft entweder die Schraube oder der Bugstrahler – beides zusammen is nich.. Ich erinnerte mich an einen Törn als Judgendlicher 1972 mit einer 17m Motoryacht von Basel nach Chalon sur Saône. Soviele Tonnen muss man ganz langsam bewegen, sonst krachts. Von Hand ziehen oder stossen ist praktisch unmöglich. Die Miet-Kormorane sind deshalb bei den Hafenmeistern rund um die Müritz nicht besonders beliebt, denn schnell ist mal ein Alu-Schwimmsteg abgeknickt – und viele skipper haben sehr wenig Erfahrung.

Beide Törns haben uns aber sehr gluschtig gemacht auf grosse Törns, ohne Termindruck durch ganz Europa zu schippern. Und uns war klar, dass ein 9 Meter Boot zu viert zu klein und ein 21 Tonnen Boot zu schwer waren – ich möchte schliesslich auch allein fahren können, wenn nötig. Aber was für eine Art Schiff es sein sollte, ob viereckig hausbootig oder elegant schiffig, das war noch völlig offen.